WANN ?
*) Besuche, Führungen und Besichtigungen nach vorheriger Absprache: 0157 3629 5489
WO ?
Altenessenerstr. 456 – 45329 Essen – Johanniskirchplatz – U-Bahn: Karlsplatz – 1. Etage und Werkstatt im Souterain
AKTUELLER KUNSTEVENT:
JUNGE MALEREI
in der Galerie.456 in Essen / Ruhr Kunstgebiet Rhein - Ruhr
NOCH BIS 31. Mai 2018 in Essen-Nord in der ersten Etage !
#KUNSTinESSEN
Der „Kunstort ALIV.456“ reiht sich in die KREATIV-QUARTIERE ESSEN – CITY-NORDESSEN ein und ist eine private, nicht-kommerzielle Institution zur Förderung der zeitgenössischen Kunst.
Klein, aber fein kooperiert im Essener Norden der bildende Künstler Aliv Franz mit der RUHR GALLERY MUELHEIM / Galerie an der Ruhr in der Kunststadt Mülheim und mit dem Kunstort KBBK KUNSTORT BENSBERG BEI KÖLN um die Synergien aus dem Einzugsbereichs des KKRR Kunstverein und Kunstförderverein Rhein-Ruhr, der seinen Sitz in der Ruhrstr. 3 in Mülheim hat, voll auszuschöpfen.
Atelier und Galerie am Johanniskirchplatz in Altenessen – Nord bilden so einen „Brückenkopf“ ins östliche Ruhrgebiet. Direkt an der U-Bahnstation Karlsplatz gelegen, ist der Kunstort gut erreichbar. Eine neue Facette der Galerien in Essen. Hier wird insbesondere Gastkünstlern eine Ausstellungsmöglichkeiten im Herzen des „KUNSTGEBIET.RUHR“ geboten.
#KunstInEssen
#KUNSTRAUM ESSEN
Harald Junior übergab uns diese Geschichte des Hauses Altenessenerstr. 456 beim Verkauf:
Meinen Großvater Friedrich Rosenbach habe ich nie kennengelernt, aber durch Erzählungen, Urkunden und Schriftwechsel weiß ich viel über ihn und er ist mir sehr nahe gekommen. Geboren in Altenessen hat er seine Wehrpflicht bei der Marine geleistet und hat sich als Kartoffelhändler einen Namen gemacht. Sein Geschäft florierte, seine Auftragsbücher waren gefüllt und so heiratete er Mathilde geborene Resties im Jahre 1902. Die Großeltern bekamen vier Kinder, drei Mädchen – Henriette, Wilhelmine und Luise (meine Mutter) – und Sohn Fritz.
In ganz Altenessen war Großvater bei seiner Kundschaft beliebt, ob beim Hausieren, im Laden beim Verkauf von Obst und Gemüse oder beim Einkellern von Kartoffeln in Essen und Altenessen. Größter Abnehmer war das Marienhospital. Sonntags nachmittags hieß es bei den Angehörigen von Patienten zur Besuchszeit im Krankenhaus: Man geht zu Rosenbachs und nimmt eine Schale Obst mit. Oder die Mutter zu den Kindern: Geh’ bei Rosenbachs vorbei und hol’ Suppengrün, weil es beim Einkauf am Wochenende vergessen wurde. Beliebt und gerecht sein war Großvaters Prinzip.
Der Krieg 1914 war hart und der Hunger wurde größer. 1916 wollte einer seiner Kunden mehr Kartoffeln als ihm zustand, aber Großvater blieb gerecht. Der Kunde schwärzte ihn an und so wurde er prompt mit 41 Jahren eingezogen in die Garnison zum XXI. Armee-Korps nach Bad Kreuznach.
Urlaubsgesuche zur Regelung seiner häuslichen und geschäftlichen Belange blieben erfolglos. Meine Großmutter musste ohne ihn das Geschäft weiterführen. Die Pferde mussten verkauft werden, das Land, die Kinder, den Laden und meinen damals 80-jährigen Urgroßvater musste sie versorgen.
Friedrich Rosenbach wurde an die Ostfront verlegt, nach Weißrussland. Kämpfen, Kameradschaft, Wache schieben und Scharfschießen war das Motto. Aber immer fand er Zeit nach Hause zu schreiben, Feldpostbriefe, Feldpostkarten an seine Frau und an die Kinder. Aus dem Text liest man die Unsinnigkeit des Krieges und die große Sorge um seine Familie. Gut muss die Logistik der Feldpost bezeichnet werden, denn spätestens nach 7 Tagen gelangte die Post an die entferntesten Adressaten.
Mindestens jeden zweiten Tag schrieb Großvater an seine Lieben, jedem einzelnen, über 200 Briefe und Karten. Und er erhielt Antworten, viele Karten, Briefe und Päckchen erreichten ihn. Manchmal bis zu sieben Stück auf einmal: mit Speck, Wurst, Ölsardinen und Kuchen.
1918 beschlossen Deutschland und Russland den Waffenstillstand. Trotzdem blieb die Armee in Russland. Russen und Deutsche trafen und unterhielten sich an den Fronten und auf zugefrorene Seen. Bis Großvater erkrankte und nach drei Wochen am 3. Juni 1918 im Alter von 43 Jahren an Fleckfieber starb. Er wurde unter militärischen Ehren auf dem Friedhof des Lazaretts im Kloster Monastir in Polozk/Weißrussland beigesetzt.
Unendliche Traurigkeit herrschte in der Familie, als ihr die Nachricht über den Tod übermittelt wurde. Seine letzten Worte gab er Pfarrer Ritzlaff, der in Urlaub ging und nicht mehr erreichbar war. So kamen seine letzten Worte nie mehr zu Hause an. Im Juli 1918 wurde sein Nachlass zurückgeschickt: 230 Mark, Pfeife, Tabak und Kleinigkeiten.
Nachrichten an die Kinder – Rosenbachs Feldpost, Teil I
Friedrich Rosenbach schrieb fast jeden Tag an seine Frau und an die Kinder. So am 17. Juni 1916 an Tochter Henriette: Meine liebe Tochter, vorläufig kann ich nicht in Urlaub kommen, denke an mich und gehe Mutter schön zur Hand. Bald ist der Krieg vorbei und ich komme wieder. Lebe wohl und auf Wiedersehen. Dein Vater.
Am 17. Juni 1916: schrieb er auch an Tochter Luise (meine Mutter): Mein lieber Lumpsack! Das sage ich Dir liebevoll. Ich kann Dir nicht viel schreiben, denn ich muss nach Russland. Denk an mich und auf Wiedersehen, Dein Vater.
Am 23. Juni 1916 an Tochter Wilhelmine: Liebe Mimi! Am 22.6. abends 11.30 Uhr in Wilna angekommen, sende ich Dir die besten Grüße, Vater.
Rosenbachs Kompanie wird an die Front in Russland verlegt. Am 20. April 1917 erhält er Urlaub und fährt nach Altenessen. Er meldet sich per Feldpost von Thorn und von Wilna und vom Eintreffen am 5. Mai 1917 von der Front bei seiner Kompanie zurück. Am 4. Juni 1917 bittet er um Seifenpulver, sonst könnte er seine Wäsche nicht waschen:
Liebe Mathilde, ich schreibe Dir diese Zeilen beim Schlag der Nachtigallen und Schwarzdrosseln morgens um 3 Uhr, da wirst Du mit den Kindern in süßester Ruhe liegen und schlafen und träumen. Möge Gott, dass der Krieg bald beendigt ist, ich sehne mich nach Euch und nach Ruhe. Grüße die Kinder und Vater. Mit den herzlichsten Grüßen und Küssen verbleibe ich Dein Dich ewig treu bleibender Fritz.
Sehnsucht nach Frieden – Rosenbachs Feldpost, Teil II
Russland, 21. Juli 1917. Meine liebe Mathilde! Deine beiden Paketchen mit Speck, Zucker, Plätzchen und Pfefferminzklümpchen habe ich erhalten. Ich habe mich direkt darüber hergemacht und mal tüchtig gefrühstückt. Aber erst des Nachts um 12 Uhr. Jetzt ist es ein Uhr und stockdunkle Nacht, hoffentlich werden die Russen diese Nacht artig sein und nicht so viel Radau machen wie gestern Morgen. Da gönnten sie mir nicht einmal die paar Stunden Schlaf. Um ¼ vor 4 hatte ich mich hingelegt und um ¼ nach 4 fingen sie an zu schießen, aber nicht zu knapp. Zuerst dachte ich, ich träume, aber nachher habe ich mir die Musik doch angehört. Nachdem ich etwas geschlafen und Kaffee getrunken hatte, habe ich mir das Theater auch besehen. Bis um 9 Uhr, da war wieder schönster Friede.
Du musst Dir aber weiter keine Sorgen machen, ich liege an einem etliche Kilometer langen See und diese Schießerei war rechts und links davon. Wie ich hörte, gibt es nur einen Mann Verlust.
Im Reichstag haben das Centrum und die Sozialdemokraten die Stimmenmehrheit und sind für einen Frieden ohne Annexion, das heißt: Jeder zieht sich in seine 4 Wände zurück und sieht zu, wie er mit seinen Schulden fertig wird. Vielleicht bleibt auch noch soviel Zeit, dass jeder über seine Sünden nachdenken kann. Hoffentlich dauert der Krieg nicht ewig, dann komme ich zu Euch zurück. Grüße die Kinder und Vater. Sei vielmals gegrüßt und geküsst, Dein Fritz.
Russland, 13. August 1917 Meine liebe Mathilde! Trübe ist der Himmel, trübe das Wetter, trübe die Zeit und trübe liegt die Zukunft vor uns. Gestern waren es 14 Jahre, dass uns Jettchen geboren wurde, war das nicht eine glückliche Zeit? Sie hat uns ja viel Sorgen gemacht in diesen 14 Jahren, ich würde aber noch einmal so viel Sorgen aufnehmen, wenn ich aus diesem Schwindel herauskäme und wieder bei Euch, meine Lieben wäre.
Durch Schwindel, Schmarotzerei und falsche Leute bin ich von Dir und meiner Familie gerissen worden. Liebe Mathilde, Du weißt es so gut wie ich, dass ich das Publikum immer reell bedient habe und keinen Schwindel oder Ähnliches leiden kann. Da kannst Du Dir denken, wenn ich so etwas sehe und erlebe, dass ich ganz trübe gestimmt bin. So halte ich es nicht mehr lange aus oder ich gehe zugrunde. Aber Ihr gebt mir die Kraft mich zu beherrschen.
Ich habe mir manchmal gewünscht, dass ich nicht geboren wäre oder dass ich 1897 nach Ostasien gegangen und dort gefallen wäre. Du musst mir solche Gedanken nicht übelnehmen, ich kann sie wirklich nicht bannen (. . .)
Das traurige Ende – Rosenbachs Feldpost, Teil III
Russland, 13. August 1917: Lieber Schatz, nächsten Montag, den 20. August, werden es schon 15 Jahre, dass wir miteinander verheiratet sind. Es war doch eine schöne glückliche Zeit, die hinter uns liegt, sie war ja sorgenvoll und auch arbeitsreich, aber Du hast mich über Sorgen und Ärger hinweggeholfen. Und wenn ich abgespannt und müde nach Hause kam, fand ich ein liebes Weib, ein von Dir regiertes Heim, wo ich die glücklichsten Stunden meines Lebens verbrachte. Wann kommt sie wieder? Hoffentlich bald, aber wer kann es wissen. Sehnsucht hat fast ein jeder, der Ehrgefühl besitzt, nur denen, der Krieg Verdienst ist, mögen anders denken. Grüße die Kinder und Vater. Mit einem Rückblick auf den 20. August 1902 und vielen Grüßen den herzlichsten Küssen verbleibe ich Dein Fritz.
Tscherenki, 26. März 1918. Meine liebe Mathilde! Heute Nachmittag bei der Parole wurde mir eine kleine Überraschung zuteil. Ich bin mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse dekoriert worden. Freude macht es mir weiter nicht, frage auch nicht wofür ich es erhielt, denn ich weiß es selber nicht. Sonst weiß ich nicht viel mitzuteilen, als dass die Leute hier sehr unzufrieden sind. Sie sagen es wäre doch Frieden mit Russland und wir sollten uns nach Germanski zurückziehen.
Rosenbachs letzte Karte ist vom 6. Mai 1918 und kommt aus Dünaburg. Er ist mit Vieh unterwegs und will mittwochs wieder bei der Truppe sein. Dazu kommt es aber nicht. Er erkrankt und lässt am 28. Mai einen Brief vom Krankenwärter aus einem Lazarett schreiben, dass er seit 3 Wochen im Feldlazarett 320 mit Verdacht auf Fleckfieber liegt. Er hofft, bald wieder auf den Beinen und gesund zu sein.